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Tammina vor der Abreise aus Langör ~ 33 kb
Ungeduldig warten - am Morgen in Langör/Samsö


Tagebuch einer Reise mit der
"MY Tammina"
zu den schwedischen Westschären


Kapitel 2


Von Samsö nach Bjorkö
12. bis 18. Juni 2002


Übersichtskarte zwei


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Ein ruhiger Törn von Langör(5) nach Anholt(6)
Wer wird wohl in 100 Jahren hier entlangfahren?
19.06.2002

Am folgenden Morgen ist der Gewitterspuk vergessen, die Barographenkurve weist optimistisch nach oben. Der von keinem Wölkchen getrübte, strahlend blaue Himmel, wie auch der Wetterbericht versprechen einen Tag, der gut geeignet ist für die Überfahrt nach Anholt, der kleinen Insel in der Mitte des Kattegats. Nach meinem obligatorischen Bad lichten wir gegen neun den Anker - die vertörnte Ankerkette bereitet weniger Probleme als befürchtet - und machen uns frohen Mutes auf den Weg in Richtung der dänischen Sonneninsel. Von dort ist es nur eine Tagesreise zur schwedischen Westküste, an der wir unseren Sommerurlaub verbringen wollen.
Es wird ein ruhiger und unaufgeregter Törn, dessen Hauptattraktion neben viel Sonne und leichtem Südwestwind ein stetiger Schiebestrom ist. Ich ergehe mich in Betrachtungen darüber, wie es in 100 Jahren hier im Kattegat aussehen wird. Ob dann noch immer Menschen so glücklich über das Meer fahren können, wie es uns heute vergönnt ist? Ach ja und wer wird die Tammina besitzen und mit ihr fahren, oder ob sie dann längst verschrottet wurde? Im Laufe der gemeinsamen vierzehn Jahre mit vielen glücklichen Reisen sind das Schiff und wir zu einer Einheit zusammengewachsen. Manchmal hege ich für das alte "Eisentrumm" Gefühle der Zuneigung wie für ein lebendiges Wesen.
Im Laufe des Tages zeigt die von uns befahrene Wasserfläche immer wieder neue Farben und Formen. Das Aussehen der See verändert sich ständig im Zusammenspiel von Wind und Wellen, Wolken und Sonnenschein.
Gerade jetzt um 16:30 kurz nach dem Logbucheintrag: "Anholt in Sicht" spiegelt sich der meist klare Himmel links voraus an Backbord als eine freundlich-blaue Oberfläche. Achteraus changiert das Wasser in Grüntönen und silbrig blitzenden kleinen Wellen, während an der rechts voraus liegenden Steuerbordseite das Meer ganz grau und stumpf wirkt. Eine kleine Wolke, die sich für einen Moment vor die Sonne schiebt verwandelt die freundliche blaue Fläche voraus kurzfristig in das stumpfe Grau, aber im Nu ist die helle Sonne wieder bestimmend.
Die klare Luft lässt eine gute Weitsicht zu. 18 Seemeilen ist unser Ziel noch entfernt. Drei Stunden später erreichen wir kurz vor acht Uhr abends nach 56 zurückgelegten Seemeilen den, der Vorsaison entsprechend, nur mäßig mit Booten gefüllten Hafen. Beim Einlaufen in das innere geschützte Hafenbecken mache ich einen freien für uns geeigneten Liegeplatz aus, den ich anlaufe.
Um acht Uhr abends liegt die Tammina sicher vertäut längsseit an einem der zahlreichen Stege. Kurz darauf erscheint ein junger Mann und kasssiert die Liegegebühr. Den morgigen Tag werden wir auf der Insel verbringen, die ich zweimal besuchte und ein wenig kenne. Für Erika ist der Ort neu und es gibt vieles zu entdecken.


Sonnenuntergang im Anholter Hafen ~ 25 kb

Sonnenuntergang im Hafen von Anholt


Anholt die Sonneninsel macht ihrem Namen Ehre. Ein kurzer Ausflug in die Geschichte der Insel.
20.06.2002

Ein strahlender Morgen, die Sonneninsel wird ihrem Ruf gerecht. Anholt ist der Ort in Dänemark mit den meisten Sonnenstunden und dem geringsten Niederschlag. Diese und viele andere nützliche Informationen finde ich unter anderem in den diversen Segelführern des Delius-Klasing-Verlages.
Anholt entstand während der Eiszeit, in der das gesamte südliche Kattegat eine Festlandfläche bildete. Die Insel besteht aus zwei Hauptteilen, dem hügeligen Westteil mit der höchsten Erhebung dem Sonderberg (48 m) und dem flachen Ostteil "Orkenen" einer Wüstenei. Das Flachland war nicht immer kahl und unbewachsen, aber vor rund dreihundert Jahren begann man, die dicht mit Kiefern bestandene Fläche abzuholzen, ohne an die ökologischen Folgen zu denken. Das Holz diente nicht nur zur Erhaltung eines seit 1561 existierenden Leuchtfeuers, sondern half auch als Brennmaterial bei der Teer- und Salzgewinnung. Bald war die Fläche ohne schützenden Baumbestand, Sandflug setzte ein und vernichtete die übrige Pflanzenwelt. Binnen kurzem war der Ostteil der Insel zur Wüste geworden.

Im Westteil wird die Insel noch dem Namen Anholt gerecht - dieser leitet sich aus dem dänischen Wort "holt" her, was im Deutschen nichts anderes als Holz oder Wald bedeutet - hier findet man noch große Flächen, die mit Kiefern bestanden sind. Die Insel ist durch die geringe Niederschlagshäufigkeit stark feuergefährdet und es ist streng verboten glühende Zigarettenstummel wegzuwerfen oder gar offene Feuer anzuzünden.


Anholt ~ 15 kb

Anholt (6)

Waldweg in Anholt ~ 30 kb

Waldweg im Westteil der Insel Anholt

Im Brandfall bekämpft die gesamte Bevölkerung das Feuer, auch Bootsgäste und andere Touristen werden in dieser Notsituation um tätige Mithilfe gebeten. Bei meinen drei Besuchen in den Jahren 2000, 2001 und 2002 brannte es glücklicherweise nicht und so musste ich mich auch nicht als Feuerwehrmann bewähren.
Im Laufe der wechselhaften Geschichte der kleinen Insel wurde sie in Kriegstagen von verschiedenen Nationen besetzt. Im letzten Weltkrieg waren es deutsche Truppen, die Anholt als strategisch wichtigen Punkt eingenommen hatten. Der einzige Vorteil, den die Insel aus der letzten Besatzungszeit ziehen konnte, war der Ausbau des Hafens zu seiner jetzigen Größe. Von 1809 bis zum Ende der "Englischen Kriege (1807-1814)" hielten die Briten die Insel besetzt, so wie sie die gesamten dänischen Gewässer beherrschten.

Frische Kräuter und leckere Marmelade ergänzen die Vorräte.
Baden in der Brandung.
20./21.06.2002

Der Hauptort Anholt By hat nur noch 140 ständige Bewohner. Wenn man die Insel mit dem Boot ansteuert, ist das Dorf nicht zu sehen, da es im Inneren der Insel, geschützt durch Hügel und somit den Blicken entzogen, gelegen ist. Vom Hafen ist der Ort ca. fünf Kilometer entfernt. Es gibt zwei Straßen dorthin, einmal über den Nordberg - anstrengend aber kürzer - oder an der Nordseite entlang - ebene Straße, dafür ein wenig länger. Mit dem Fahrrad nehmen wir nur das erste Mal die Bergetappe mit langen Schiebestrecken, danach wächst die Erkenntnis, dass die Ebene unserem Alter angemessener ist. Wer keine eigenen Fahrräder mitführen kann oder will, dem hilft ein Fahrradverleih am Hafen weiter, der auch Anhänger für größere Transporte anbietet und gegen Zahlung von zwei Dänischen Kronen sogar Fremdfabrikaten mit Druckluft aushilft. Das Dorf ist heimelig und lädt zum Verweilen ein. Die kleine Kapelle, ein Museum, den Kaufmannsladen und eine Gaststätte, sowie die Touristeninformation findet man schnell in dem etwas weitläufigen Ort.
Viele Anholter bieten selbstgezogenes Gemüse und von der Hausfrau eingekochte Marmelade an. Vor den Häusern sind kleine Stände aufgebaut, an denen man sich selbst bedienen kann.


Leckere selbstgezogene Kräuter~ 30 kb

Leckere frische Kräuter und Salate...

...und welche Marmelade soll ich nehmen?

Erika und die Marmeladen ~ 31 kb


Wir nutzen das Angebot und sind begeistert. Der Salat und die Kräuter munden vorzüglich. Die Konfitüre - wir erwerben je ein Glas Mirabellen-, Stachelbeer- und Brombeermarmelade - ist für eine lange Zeit Erikas beliebtester Brotaufstrich zum Frühstück.
Zum Abend hin beginnt es sich einzutrüben und stärker zu wehen.

Die ganze Nacht schüttet es wie aus Kübeln, am Morgen ist der Himmel wieder klar und nur der auf Stärke sieben aufgebriste Wind hält uns im Hafen. Neben dem Hafen rollen die bis zwei Meter hohen Brecher an den Strand und es entsteht eine Brandung, die zum Wellenbaden einläd. Gemeinsam mit zwei anderen Feriengästen nutze ich die Gelegenheit. Bei aller Freude und lauten Juchzern - ein Glück, dass mich keiner hört, die restlichen Badenden toben etwa dreißig Meter entfernt ähnlich ausgelassen wie ich herum - achte ich penibel darauf, immer in einem Bereich zu bleiben, in dem ich noch Grund unter den Füssen habe. Bestimmt gibt es auch hier, in Ufernähe, starke Strömungen, gegen die auch gute Schwimmer nicht ankommen. Sollte einen eine Strömung mitnehmen, so ist es empfehlenswert nicht dagegen anzukämpfen, sondern mit dem Strom zu schwimmen - zumindest im Wasser gilt diese Regel, inwieweit man sie im Leben befolgt, muss sich jeder sebst überlegen.


Die kleineKirche von Anholt~ 30 kb

Die kleine Kirche von Anholt-By

Am Nachmittag fahren wir ein letztes Mal mit den Rädern in den Ort und besichtigen die kleine Seefahrer-Kirche und den dazugehörigen Kirchhof. Auch vergessen wir nicht, die Konfitürenbestände zu ergänzen. Ein Besuch im gutsortierten Supermarkt Brugsen schließt den Aufenthalt in Anholt-By ab.
Während des Nachmittags flaut der Wind ab und ich bin mir sicher, morgen werden wir die schwedische Küste erreichen. Der geeignetste Ansteuerungspunkt erscheint mir der Hafen des Städtchens Varberg. Die freundliche Kleinstadt habe ich im Vorjahr (2001) erstmalig besucht und in angenehmer Erinnerung.



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Varberg ruft und lässt uns nicht wieder los:

Sechs Tage eingeweht in unserem ersten schwedischen Hafen an der Westküste


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