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Der Wind nimmt im Laufe des Nachmittags auf eine Stärke von sechs zu, um dann plötzlich gegen einundzwanzig Uhr abzuflauen, während in geraumer Entfernung die ersten Blitze niederzucken, zusammen mit dem noch gedämpften Donnergrollen kündigen sie das vorhergesagte Gewittertief an. Auch die steil nach unten weisende Barographenkurve lässt für die Nacht starke Böen erwarten. Wenig später tobt ein Gewittersturm aus West und eine neben uns liegende Segelyacht, die "Fandango" beginnt ihren Anker durch den weichen Schlickboden zu ziehen. An Bord scheint niemand eine Veränderung bemerkt zu haben und so warne ich die Besatzung durch Betätigung meines Signalhorns. Die erste Reaktion des Skippers ist der Zuruf "Nein, unsere Ankerkette ist sehr lang" aber kurz darauf sieht er sich eines besseren belehrt, muss die Maschine anwerfen und Anker auf gehen. Auch sein erneuter Versuch schlägt fehl, sein Anker will partout nicht halten. Am nächsten Morgen stelle ich fest, dass er sich an eine, der vom dänischen Seglerverband an vielen schönen geschützten Plätzen ausgebrachten Moorings, auf der anderen Seite der Landzunge verholt hat. Dies war sicher eine richtige Entscheidung, die der Besatzung der "Fandango" eine ruhige Nacht beschert hatte. Unser überschweres und starkes Ankergeschirr bewährt sich ein weiteres Mal, wir haben keine Probleme, nur die Leine unserer Ankermarkierungsboje vertörnt sich mit der Kette, da auf Grund der drehenden Winde die Tammina eine immer neue Lage einnimmt. Der erste Teil der Nacht bringt ein beeindruckendes Naturschauspiel mit wild niederzuckenden Blitzen, rollendem Donner, prasselndem Regen und starken Windböen, die selbst in der engen Bucht recht muntere Wellen aufwerfen.
Eine kleine Segelyacht in der Nachbarschaft tanzt im Seegang erbärmlich auf und ab. Das Leben dort an Bord ist sicher ungemütlich, aber wenn man in der Koje liegt, ist man den Bewegungen meist gewachsen. Wir haben auf früheren Reisen durch das holländische und deutsche Watt mit der "Nikki" einer kleinen Segelyacht vom Typ "Leisure 17 Kimmkieler" die Erfahrung gemacht, dass für Außenstehende die Bewegung eines kleinen Bootes wilder aussieht, als es die Besatzung empfindet.
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