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Reise, Reise - endloses Kielwasser


Tagebuch einer Reise mit der
"MY Tammina"
zu den schwedischen Westschären


Kapitel 1
Von Lübeck-Schlutup nach Samsö
12. bis 18. Juni 2002
Übersichtskarte eins


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Von Lübeck-Schlutup über Travemünde (1) zum Grossenbroder Binnensee (2)
13.06.2002


Heute an einem dreizehnten - jedoch nicht einem Freitag, denn ein wenig abergläubisch bin ich doch ((-; reisen wir endlich ab. Gegen neun Uhr holen wir die Leinen ein und in gemächlicher Fahrt geht es nach Travemünde.
Ich bin aufgeregt, aber auch ganz zufrieden, denn alle Dinge, die ich "unbedingt" mitnehmen musste, habe ich an Bord gebracht und teilweise sogar verstaut.. ..die letzten Aufräumarbeiten sollen unterwegs verrichtet werden. Wäsche, Lesestoff und haltbare Verpflegung sind die Hauptbestandteile der umfangreichen Fracht. Mit Bekleidung habe ich mich überreichlich eingedeckt, ich hasse "Waschcenter". Die Tanks - Diesel 3.000 Liter und Wasser 1.000 Liter - sind bis zum Stehkragen gefüllt und die Tammina liegt dementsprechend tief im Wasser. Sechs bis acht Wochen wird das Boot unser oder mein Zuhause sein. Erika möchte am 15.Juli wieder in Lübeck ankommen. Sie wird, wenn alles verläuft wie geplant, von Göteborg oder Oslo mit der Fähre nach Kiel reisen. Ich werde die Tammina, wie in den Vorjahren, allein oder mit einem Begleiter zurück nach Schlutup bringen.
Nach einer guten Stunde Fahrt auf der Trave erreichen wir die Mündung des Flusses, die Ausfahrt des Travemünder Hafens(1). Der Hafen ist ein wichtiges Tor zu den Handelsstädten der Ostsee. Am Skandinavienkai legen mehrmals täglich die Fähren nach Finnland und Schweden ab.
Der beliebte Ausflugsort Travemünde bietet viele weitere Sehenswürdigkeiten, denn Kunst, Handel und Schifffahrt sind eine sehenswerte Symbiose eingegangen. Das weithin sichtbare Hotel "Maritim" hat die Funktion des alten Leuchtturms übernommen und trägt auf seiner Spitze, das zur Orientierung dienende Leuchtfeuer.
Travemünde gehört zu Lübeck, auch wenn die Travemünder Bürger es gerne als eigenständige Gemeinde führen würden. Die Anbindung an die Hansestadt hat neben den erwünschten Vorteilen, wie gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln auch negative Aspekte. Das traditionell konservative Travemünde wird vom "roten" Lübeck regiert und das schmeckt nicht jedem.
In den letzten Jahren musste Travemünde hinnehmen, dass ein gewichtiger Teil des skandinavischen Fährverkehrs nach Rostock verlegt wurde. Hinzu kommt, die neu entstandenen Feriengebiete in Mecklenburg-Vorpommern machen dem alten, inzwischen verschlafen wirkenden Seebad immer erfolgreicher Konkurrenz.
Aufmerksam führe ich das Boot durch den geschäftigen Travemünder Hafen, vorbei an seinen maritimen und künstlerischen Wahrzeichen. Besonders beeindruckend ist die Passat - das alte Segelschulschiff, Schwesterschiff der Pamir. Die "Pamir" erlitt auf der Rückreise von Valpariso/Chile Schiffbruch und sank am 21. September 1957 in einem Orkan nahe der Azoren. Damals fanden achtzig Seeleute den Tod, meist junge Auszubildende, nur sechs überlebten.

Erwähnenswert auch die überlebensgroße Skulptur "Der Auseinandersetzer" des seit geraumer Zeit in Lübeck beheimateten und schaffenden Bildhauers und Malers Guillermo Steinbrüggen. Guillermo, der aus Galizien stammt, war lange Zeit mit seiner Werkstatt mein Nachbar. Ich habe ihn als phantasievollen und begabten Künstler kennengelernt.
Das Seebad Travemünde ist immer einen Besuch wert. Ich hoffe, dass die Segelwettbewerbe einer eventuell nach Deutschland vergebenen Sommerolympiade 2012, in dem gut geeigneten Revier der Lübecker Bucht, direkt vor der "schönen Tochter" Lübecks gelegen, ausgetragen werden.


Travemünder Impressionen

Die Passat, das ehemalige Segelschulschiff

Der "Auseinandersetzer" von Guillermo Steinbrüggen auf der alten Westmole

Die westliche Hafenmole von Travemünde mit dem Molenfeuer

Der alte Backsteinleuchturm und der "Neue" Leuchtturm, das Hotel Maritim


Das Wetter entwickelt sich nicht positiv, wie ich es mir erhofft habe, sondern die ungünstigen Vorhersagen werden übertroffen. Der Wind nimmt im Lauf des Tages auf 5 bis 6 Windstärken aus Südwest, später West zu. Gleich zu Beginn der Reise in der Lübecker Bucht werden Wind und damit auch Welle stetig stärker, Neptun möchte ein wenig Eindruck schinden und das gelingt ihm gut. Schon eine durchschnittliche Wellenhöhe von einem halben bis zu einem Meter ist beeindruckend und nur die Tatsache, dass die Welle von schräg achtern kommt, macht die Bewegung des Schiffes erträglich.
Nach dem Passieren des "Kaps" Dahmeshöved und der fälligen Kursänderung beruhigt sich die See. Der Wind dreht von SW auf W und nimmt an Stärke zu. Jetzt laufen wir im Landschutz der Küste und das bleibt so bis zum Erreichen unseres ersten Tagesziels. Der Entschluss steht fest, der heutige Reisetag endet im Grossenbroder Binnensee (2). Hier ist ein Ankerplatz, den ich immer wieder gerne aufsuche, denn man liegt bei allen Winden geschützt und sicher. Um 14:30 erreichen wir die schmale, betonnte Einfahrt. Gegen fünfzehn Uhr ist die Tammina verankert und schwojt im gewohnten Rhythmus über einen Bereich von 80 Grad von links nach rechts und wieder zurück. Ab und zu ruckst die Ankerkette mit einem lauten Knacken, aber das zuerst beunruhigend wirkende, durchdringende Geräusch ist wenig später, wie gewohnt, ein Anzeichen für den guten Halt des Ankers. Unser Ankerplatz ist sicher, da die einzige Verbindung zur offenen Ostsee die schmale Einfahrt ist und somit kein Seegang, der das Ankern ungemütlich oder gar unmöglich macht, in die etwa eine mal eine Seemeile große Bucht stehen kann.
Um sieben habe ich das Abendessen bereitet, ich serviere den letzten Spargel des Jahres mit frischen Kartoffeln und zerlassener Butter. Es mundet uns vortrefflich. Mit dem Langzeitwetterbericht des Deutschlandfunks um 21:05, der auch für den nächsten Tag starken Wind vorhersagt, findet der erste Reisetag seinen Ausklang. Morgen werden wir wohl oder übel hier bleiben, denn es empfiehlt sich nicht, bei starkem Westwind den Fehmarnbelt zu queren. Die angesagte Wellenhöhe von anderthalb Metern und dazu querab, macht eine Überfahrt zu einem quälenden Erlebnis, das Erika und ich gerne missen, da wir eine solche Fahrt im Sinne des Wortes "zum Kotzen" finden.


Im Grossenbroder See (2) vor Anker
14.06.2002

Nach einer ruhigen Nacht verbringen wir einen gemütlichen Tag vor Anker im rundherum geschützten Grossenbroder Binnensee, der fast durchgehend eine Mindesttiefe von zweieinhalb Metern aufweist. An den Ufern der Bucht befinden sich mehrere kleine Häfen und zwei große Campingplätze.
Der Wind ist stark, ab und zu unterbricht ein Regenschauer den ansonsten sonnigen und freundlichen Tag. Gegen Mittag nehme ich ein erfrischendes Bad. Schon seit einiger Zeit vergönne ich mir den Badespaß in freiem Wasser, wie ich es seit Kindertagen liebe.

Plan des Grossenbroder Sees ~10 kb
Der Grossenbroder Binnensee ( 2) mit unserem Ankerplatz

Der Wetterbericht für den kommenden Tag verspricht besseres Reisewetter. Ich bin ungeduldig und würde zu gern morgen Dänemark erreichen. Die erste zu bewältigende Hürde auf dem Weg zu unserem Ziel ist die Querung des Fehrmarnbelts, einer ca. 10 Seemeilen breiten Wasserfläche zwischen der deutschen Insel Fehmarn (a) und der ersten dänischen Insel Lolland (b). Die Schifffahrtsstrasse durch den Fehrmarnbelt, der Kiel-Gedser-Weg, den wir auf unserem Kurs nach Dänemark kreuzen müssen, ist eine der meist befahrenen Routen der Welt.



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Ein kurzer Tagestörn: Vom Grossenbroder Binnensee (2) nach Heiligenhafen (3)
Statt zügiger Weiterfahrt dicht bei Heiligenhafen (3) vor Anker
Der erste lange Schlag: Von Heiligenhafen (3) nach Nyborg (4), Erikas Familiensitz


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